Der Sommer, als ich starb by Ryan C. Thomas

Der Sommer, als ich starb by Ryan C. Thomas

Autor:Ryan C. Thomas
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: FESTA Horror & Thriller
Herausgeber: Festa Verlag
veröffentlicht: 2016-09-15T16:00:00+00:00


Kapitel 15

Wir arbeiteten unermüdlich daran, die Knebel aus den Mündern zu bekommen, bis unsere Kiefer beinahe geschwollen waren. Für Tooth war es noch schlimmer, denn fast jedes Mal, wenn er den Kiefer bewegte, platzten seine verbrannten Lippen auf und bluteten wie zerquetschte Küchenschaben. Und die Knebel saßen ziemlich fest; der Dünne hatte nicht herumgealbert, als er sie angezogen hatte. Es bedurfte einer halben Stunde harter Kieferarbeit, um sie so weit zu lösen, dass wir uns verständlich miteinander unterhalten konnten. Wir ließen sie um unsere Unterlippen gewickelt, damit wir sie zurück in den Mund ziehen konnten, falls wir Ärger witterten.

Als Erstes rief ich nach Jamie, um herauszufinden, ob es ihr gut ging. Ihre leise Erwiderung war eher entmutigend. Sie erkannte nicht, dass ich nach ihr rief; anscheinend hielt sie mich für den Dünnen, denn sie flehte mich mehrfach an, sie gehen zu lassen, und beteuerte, sie würde niemandem ein Wort erzählen. Das kam mir bekannt vor, und als ich mich in die Rolle des Irren versetzte, wurde mir klar, wie verrückt es sich anhörte.

Ich brüllte: »Jamie, ich bin’s, Roger. Ich bin im Nebenraum. Kannst du dich bewegen?«

Sie brabbelte nur und weinte und teilte Gott mit, welche Schmerzen sie hatte. Meine Schwester lebte zwar, aber Hilfe verkörperte sie für uns nicht. Ich konnte mir nur ausmalen, was er ihr angetan haben mochte.

Jedes Mal, wenn ich blinzelte, sah ich vor mir, wie sich Butch über die Schnauze leckte – und mir wurde schlecht davon.

»Sie weiß nicht, dass du es bist. Du jagst ihr bloß Angst ein«, sagte Tooth.

»Genau deshalb soll sie ja merken, dass ich es bin.«

»Sie hat einen Schock, es wird nicht zu ihr durchdringen. Zerbrich dir zuerst den Kopf über die Ketten, danach holen wir Jamie.«

»Diese Ketten sind angeschweißt«, erwiderte ich, als ich daran zerrte. »Ich kann sie nicht zerbrechen. Machst du irgendwelche Fortschritte?«

»Nein. Außerdem kann ich mein Bein nicht mehr spüren. Fühlt sich an, als ob ich auf einem Luftkissen schwebe.«

»Kannst du den Fuß bewegen?«

Er rührte den Fuß ein klein wenig. »Scheint so, aber ich spüre nicht, wie ich es tue. Wir müssen diesen Kerl aufhalten.«

»Da bin ich dir in Gedanken weit voraus. Nur wie sollen wir das anstellen, wenn wir so gefesselt sind?«

»Ich denke, wir gehen das völlig falsch an. Wir können die Ketten nicht zerbrechen und er wird uns nicht rauslassen. Er will uns fest verschnürt, damit er sich nach Lust und Laune an uns bedienen kann wie an Truthahnresten im Kühlschrank. Denken wir also mal anders darüber nach. Wie können wir ihn überwältigen, während wir angekettet sind?«

Wir sahen uns im Raum um, werteten alles neu aus, was uns bereits zuvor aufgefallen war. Nichts hatte sich verändert; es handelte sich um denselben feuchten Keller mit einigen künftigen, an die Wand geketteten Mordopfern. Die Schaufel steckte im Ofen, die Heckenschere lehnte in der Nähe des Tisches an der Wand. Der Boiler brummte weiter unablässig vor sich hin. Der Arm, der auf dem Boden in der Nähe der Hundeschüsseln lag, war bis auf die Knochen abgenagt und von Dreck überzogen. Nur hatten diese wenigen Gegenstände keine Relevanz für unsere mögliche Flucht.



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